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Es war wie ein Alptraum für mich. Die Zeit die ich in Ostafrika verbrachte wünsche ich keinem Menschen. Ich würde jedem davon abraten der es auch nur in Betracht zieht einer ärztlichen oder zivilen Tätigkeit dort unten nachzugehen. Vorausgesetzt man pflegt den Gedanken es in militärischem Geleit zu tun.
Doch Tommy entschied sich dazu es wieder zu tun. Er war dort. Schon oft. Aber dennoch riet ich ihm davon ab. Ich habe gesehen was zivilen Bediensteten dort unten passieren kann. Und das war nur Ostafrika und nicht Afghanistan. Ich flehte ihn vielleicht sogar an nicht zu fliegen und lieber hier bei mir zu bleiben...
Ich selbst war nach meinem Studium und meiner Zeit im Krankenhaus 6 Monate in einer militärischen Grauzone als zivile Ärztin. Dschibuti. Ein Staat in Ostafrika mit der gleichnamigen Hauptstadt. Die US-Army entsendete Truppen zur militärisch, strategischen Beratung und Unterstützung der Regierung gegen die terroristisch, aufständischen Teile der Bevölkerung. Umso absurder ist es, dass dieser Einsatz mehrere Monate lang still geschwiegen wurde und auch heute nicht viel darüber bekannt ist. Mein Traum als Ärztin den Verwundeten und der Bevölkerung zu helfen verwandelte sich eher in ein Trauma...

13. Juni 2013, 10:34 Uhr, Loyada

Eine Windböe fegt mir ins Gesicht. Für einen Moment spüre ich diesen warmen Luftzug auf meiner Haut, der diesen kargen Ort noch trostloser macht. Der Sand der mir ins Gesicht wirbelte hat sich nun auf meinen ausgetrockneten Lippen abgelegt und sich in meinen Augenbrauen verfangen. Wenn ich mir jetzt mit der Hand über das Gesicht wischte, würde der Sand in meinen, von der unbarmherzig brennenden Sonne, gereizten Augen brennen. Fixiert steht die Sonne schräg über mir und lässt kompromisslos ihre Strahlen auf meine Kleidung fallen. Bereits jetzt ist es so warm, dass meine Kleidung wie ein nasses Handtuch an mir hängt, und doch ist mir bewusst, dass sie noch höher steigen wird.
Der Soldat, welcher mit mir seit geschlagenen 1 1/2 Stunden am M1078A1 Truppentransportfahrzeug steht, verzieht keine Mine über die gnadenlosen Temperaturen, welche hier am Rande von Loyada herrschen. Der Rest der Besatzung unseres Konvois ist seit geraumer Zeit in der kargen Blockhüttensiedlung verschwunden. Es ist etwa eine dreiviertel Stunde her seitdem ich mit dem Maschinisten des M1078A1 auch nur ein Wort oder gar einen Blick gewechselt hatte. Und noch viel länger war die Zeit, die nach dem letzten Funkspruch des Zugführers vergangen war. So warteten wir also [...]

14. Juni 2013, 20:46 Uhr, Dschibuti, Zentrallager US Army

Seit etwa 3 Wochen bin ich nun hier. Was als Wunsch den Menschen in Afrika zu Helfen begann, wurde nun zu einem Alptraum, in welchem ich für weitere 5 Monate gefangen sein würde. Nun sitze ich nicht in einem Lazarett in Tanzania, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte, sondern in einem provisorisch errichteten Militärlager irgendwo in der kargen Wildnis von Dschibuti und gehe einer Tätigkeit als Militärärztin nach.
Die Hitze des Tages ist nun endgültig der kühlen Frische der Nacht gewichen und ich genieße folglich die Ruhe rund um meine, abseits von den Lagern und Barakken errichtete, Unterkunft. Einmal mehr wird mir bewusst unter welcher Art von Umständen die Soldaten hier leben. Zusammengepfercht wie das Vieh in kleinen Barakken, meist zu fünft oder zu sechst stehen ihre, von einem Moskitonetz überhängten, Feldliegen Seite an Seite. Ich selbst habe, wie auch die höherrangigen Militärs, eine Art Fertigteilhütte aus Blech und Stahl für mich allein. Zu meinem Vorteil. Vor wenigen Minuten nahm ich die erste Dusche seit etwa 2 Tagen. Umso schöner ist dieses befreiende Gefühl hier zu sitzen, die kühle Frische an meiner Haut zu genießen und Schluck für Schluck den Alkohol, welchen ich mir an einem Marktstand in Loyada ohne das Wissen der Militärs kaufte, zu Gute kommen zu lassen. Doch die Gedanken trüben meine Phase der Entspannung wie es schon so oft in der Nacht der Fall war. Der Satz eines Soldaten hängt mir weiterhin in meinem Kopf. Ich versuche nicht darüber nachzudenken aber es gelingt mir nicht. Als kurz nach mir die neuen Soldaten eintrafen sagte einer der hochrangigen folgendes:"... hier werden Sie nicht auf Scheiben schießen sondern auf Menschen. Menschen werden auf Sie schießen und Sie werden auf Menschen schießen. Und in den Situationen die Sie hier erleben wird Ihnen nicht die Zeit gegeben nachzudenken, dann müssen sie handeln!". Später Abend saß ich mit Nossi, so war sein Spitzname, am Rande des Zentrallagers und sprach mit ihm über das zuvor gesagte. Mit seiner objektiven und direkten Art sagte er nur folgenden Satz zu diesem Thema:"Wenn ein Mensch auf mich schießt, dann ist es irrelevant ob er schwarz, weiß, asiatisch, lateinamerikanisch, männlich, weiblich oder ein Kind ist. Wenn ein Mensch auf mich schießt wird er zu meinem Feind und meinen Feind werde ich töten." [...]

Samstag, 20. Januar 2018

Wohl einer der Tage, für die es sich zu Leben lohnt. Lange hatte ich mit mir selbst gerungen was ich in meinem Leben noch erreichen möchte. Meine Karriere hatte ich zu diesem Zeitpunkt als abgestürzt betrachtet. Warum ist wohl eindeutig. Als Assistant Chief aus dem EMS ausgetreten und in das Rescue Center gewechselt. Nun Senior Paramedic. Nichtmal eine Weisungsbefugniss. Eine Umstellung, keine Frage. Sozial läuft lief es auch beschissen. Ich meine ich bin 32 Jahre alt. Beziehung? Fehlanzeige. Klar über meine bisherige Karriere kann ich mich nicht beklagen, doch ist der Job wirklich alles im Leben? Manchmal wünsche ich mir einfach aufzuhören. Schluss mit der Arbeit als Ärztin. Irgendetwas anderes. Schon alleine um mich endlich mal auf die Familie konzentrieren zu können.

Doch wenn es am wenigstens erwartet könnte sich einiges ändern. Schon lange hatte ich überlegt ob ich ihm sage, wie ich fühle. Dass er genauso denkt dachte ich, um ehrlich zu sein, nicht. Doch es geht ja nicht nur Karriere oder Familie...
Sozial betrachtet hatte ich nun endlich wieder die Hoffnung eine Familie gründen zu können. Aber wie es das Schicksal so will kommt von einem auf den anderen Moment alles zusammen. "Ich suche seit längerem nach einem Assistant Chief of Department. Und damit möchte ich Sie fragen ob Sie Interesse an diesem Posten hätten?" - Was soll ich denn machen? Ein weiteres mal ACoD? Natürlich sagt da keiner Nein das ist mir bewusst. Auch ich hab natürlich Ja gesagt. Und mit diesem Ja habe ich letztendlich meine Familie ein weiteres mal auf Eis gelegt. Mehr oder weniger.